Irischer Abend.
Vom derzeit grauen Deutschland auf die grüne Insel –dieser Sprung gelang den rund 50 Gästen, dies sich in der Buchhandlung Volk eingefunden hatten zum „Irischen Abend“ mit Jürgen Haber aus Flörsheim.
Der ist im „richtigen“ Leben ebenfalls Buchhändler und mit Johannes Volk geschäftlich verbandelt. Die Liebe zu Irland und zu Büchern und damit auch zu irischen Büchern eint sie zusätzlich. Also kam Haber mit „Emma“, einem recht eigenwilligen Akkordeon („das war keine Liebe auf den ersten Blick!“) und einem kleinen Stapel irischer Krimis, einem „Guinness“-Shirt und einer karierten Schiebermütze nach Buchen, wo Volk seinerseits mit einer Flasche Irisch Whisky und einer ganzen Batterie „Kilkenny“-Bier aufwartete.
Jürgen Haber ist kein Stefan Müller-Ruppert, was die Vortragskunst betrifft. Mit eher leiser, unspektakulärer Stimme stellte er zunächst sich, dann Emma und schließlich die Bücher vor. Und das war, was erwartet wurde von den Gästen, die alle zumindest eine große Sympathie, oft auch eine regelrechte Begeisterung für Irland empfinden. Haber ist ein profunder Kenner, außerdem ein netter Typ, und er traf ein ums andere Mal den Nerv des Publikums mit seinen Erzählungen, seinen Liedern („die beschreib ich euch vorher, singen kann ich nämlich nicht“) und seinen ausgewählten Textpassagen aus Büchern, in denen es immer um Verbrechen ging. Mindestens genauso wichtig waren aber regelmäßig Beschreibungen der rauen, aber schönen irischen Landschaften, das Meer, dunkle Pubs, zu viel Suff und jede Menge skurrile Typen. „Jack Taylor fliegt raus“ von Ken Bruen ist so ein Buch, das für all diese Inhalte steht. Die „Bestien von Belfast“ von Sam Millar ebenfalls, wenn auch hier die tatsächlich kriminelle Vergangenheit des Autors stärker, sprich brutaler durchschlägt laut Haber. Für die „Schönheit der Sprache“ lobte der Buchhändler den gleichwohl spannenden Krimi „Irisches Verhängnis“ von Hannah O´Brien, während in „Der katholische Bulle“ von Adrian McKinty der Nordirland-Konflikt in den 80-ger Jahren den thematischen Rahmen gibt mit vielen Hintergrunddetails, die laut Haber kaum bekannt seien. „Borderlands“ von Brian McGilloway dagegen sei ein „sehr spannender, atmosphärisch dicht geschriebener“ Krimi, der freilich einen Nachteil habe: Es gäbe im ganzen Buch keine einzige Pub-Szene…
Melancholische Balladen und flotte Jigs und Reels – irische Volkstänze – steuerte Haber mit seiner Emma bei und das Kilkenny sorgte zusätzlich für eine lockere Atmosphäre. Der Gast sah seinen Auftrag aber nicht allein in der Vermittlung irischer Charakteristika. „Wir sind Buchhändler und wir verkaufen Bücher und die Leute sollten froh sein, wenn sie noch gut geführte Buchhandlungen mit persönlicher Beratung im Ort haben“, erklärte er unmissverständlich und mit einem Seitenhieb gegen den Online-Versandhandel. Wenn man den Applaus richtig deutet, dann sah das Publikum das genauso.
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